Buchtipp: Mord in Penzberg

18. März 2015

Die Geschichte, die hier erzählt wird, hat nichts mit Religion zu tun, obwohl der Titel darauf hindeuten könnte. Es geht um historisch Belegtes, um den Mord an 16 Bürgern im oberbayrischen Penzberg. Mord an Frauen und Männern. Eine der Frauen war hochschwanger.

Unter den Ermordeten waren Sozialdemokraten und Kommunisten, Bergarbeiter, Bürger, die von Penzberger Mitbürgern als „unzuverlässig“ denunziert worden waren. Sie wurden am 28. April 1945 von Wehrmachtsangehörigen auf Befehl eines Leutnants erschossen.

Andere wurden von Angehörigen einer Volkssturmeinheit erhängt. Als der Mord geschah, standen alliierte Truppen wenige Kilometer vor Penzberg. Die US-Amerikaner zogen am 30. April in die Stadt ein. „Die Henker und ihre skrupelosen Helfer nehmen ihre bürgerliche Beschäftigung wieder auf. Sie leben, als sei nie etwas passiert. Ohne Skrupel, ohne Gewissensbisse, im festen Bewußtsein lediglich ihre Pflicht getan zu haben. So wie Millionen andere auch. Sie begreifen nicht, dass der Verzicht auf moralische Verantwortung ein Verbrechen ist.“ (Seite 178) Das Buch beschreibt in seinen ersten Kapiteln eindrucksvoll das Leben der Bergarbeiterfamilien in Penzberg in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Nachgezeichnet wird der Widerstand gegen Ausbeutung und Nazi-Diktatur, schließlich der Weg in den Krieg. Das Buch endet mit dem Prozeß gegen die Mörder, der 1948 stattfand. Die Schuldigen, wie der Penzberger Ortsgruppenleiter wurden zunächst zu lebenslangen Zuchthausstrafen, zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer verurteilt.
Sie wurden nach immer neuen Verhandlungen schließlich freigesprochen oder erhielten mindere Strafen. Auch das nicht untypisch für dieses Land.

Achim Becker (aus „antifa“)

Peter Brunner: „Der Judas-Tag“,
Verlag Lehmanns media – LOB.de – Berlin, 14 Euro